Niels Bokhove
In dit Kafka-jaar 2024 valt in Nederland, naast natuurlijk de activiteiten van de Kafka-Kring, deels in samenwerking met het Goethe-Institut, de opvoering op van György Kurtágs Kafka-Fragmente (Opus 24, 1987) door het Concertgebouworkest. Uitvoerenden zijn Katrien Baerts, sopraan, en Wibert Aerts, viool. Aan sommige uitvoeringen doet Arnon Grunberg mee om zijn fascinatie voor Kafka’s werk te delen (en ook zijn gebrek aan kennis over de auteur te etaleren).
Kurtágs werk bestaat uit veertig op muziek gezette korte teksten uit Kafka’s oeuvre, onderverdeeld in vier delen en geschreven voor sopraan en viool. Ik vroeg me af waaruit de door Kurtág gekozen teksten afkomstig zijn — en voegde de daad bij het woord.
Zo bleek dat de meeste teksten, namelijk vierentwintig, uit Kafka’s ‘Nachlaß’ afkomstig zijn — en daarvan het grootste deel uit de zgn. ‘Aphorismen’ —, dertien uit de Tagebücher en drie uit zijn brieven (aan Milena Pollak-Jesenská, Oskar Polak en Felice Bauer). Dus geen enkele uit het door Kafka zelf gepubliceerde werk. In enkele gevallen wijken de door Kurtág gebruikte teksten ietsje af van die in de voor dit overzicht geraadpleegde ‘Kritische Ausgabe’, maar het leek me niet nodig die verschillen aan te geven.
Overigens is Kurtágs compositie al eerder in Nederland uitgevoerd. Ik geef een lijstje, eerst sopraan en dan violist:
• Adrienne Csengery & András Keller, Concertgebouw, Amsterdam, Holland Festval 1987, 18-6-1987 (ook op CD, Hungaroton, 1995).
• Jannie Pranger & Heleen Hulst, Theater Lantaren/Venster, Rotterdam, 13-2-2002.
• Judith Vindevogel & Wibert Aerts, in programma ‘Waar is thuis en hoe kom ik daar’, Walpurgis & de Roovers, diverse lokaties, nov./dec. 2004 (bij deze uitvoering is een boekje verschenen, met alle Kafka-teksten vertaald door Matthias Dusesoi).
• Salomé Kammer & Carolin Widmann, Muziekgebouw aan ’t IJ, Amsterdam, 21-3-2006.
• Susan Narucki & Patricia Kopatchinskaja, Rotterdamse Schouwburg, 1 & 18-4-2010.
• Dorien Verheyden & Emi Ohi-Resnik, De Bazel, Amsterdam, 29-10-2010.
• Keren Motseri & Joe Puglia, serie ClassicalNow, Paleiskerk, Den Haag, 25-4-2024.
Afkortingen:
Briefe I Briefe 1900-1912. S. Fischer, 1999.
Briefe II Briefe 1913-März 1914. S. Fischer, 1999.
Briefe IV Briefe 1918-1920. S. Fischer, 2013.
NSF II Nachgelassene Schriften und Fragmente II. S. Fischer, 1992.
T Tagebücher. S. Fischer, 1990.
KAFKA-FRAGMENTE
I. TEIL
1 Die Guten gehn in gleichem Schritt. Ohne von ihnen zu wissen, tanzen die andern um sie die Tänze der Zeit. — NSF II 53.
2 Wie ein Weg im Herbst: kaum ist er rein gekehrt, bedeckt er sich wieder mit den trockenen Blättern. — NSF II 44, 117.
3 Verstecke sind unzählige, Rettung nur eine, aber Möglichkeiten der Rettung wieder soviele wie Verstecke. — NSF II 47, 118.
4 Ruhelos. — NSF II 17.
5 Schlage Deinen Mantel, hoher Traum, um das Kind. — NSF II 21.
6 Nimmermehr, nimmermehr, kehrst Du wieder in die Städte, nimmermehr, nimmermehr tönt die große Glocke über Dir. — NSF II 525.
7 ‘Wenn er mich immer frägt’ das ä losgelöst vom Satz flog dahin wie ein Ball auf der Wiese. — T 9.
8 Es zupfte mich jemand am Kleid aber ich schüttelte ihn ab. — NSF II 17.
9 Die Weißnähterinnen in den Regengüssen. — T 13.
10 Die Zuschauer erstarren, wenn der Zug vorbeifährt. — T 9.
11 Geschlafen aufgewacht, geschlafen, aufgewacht, elendes Leben. — T 17.
12 Meine Ohrmuschel fühlte sich frisch rauh kühl saftig an wie ein Blatt. — T 12.
13 Einmal brach ich mir das Bein, es war das schönste Erlebnis meines Lebens. — NSF II 548.
14 Einen Augenblick [lang] fühlte ich mich umpanzert. — T 149.
15 Auf Balzacs Spazierstockgriff: Ich breche alle Hindernisse, auf meinem: mich brechen alle Hindernisse. Gemeinsam ist das ‘alle’. — NSF II 532.
16 Von einem gewissen Punkt gibt es keine Rückkehr mehr. Dieser Punkt ist zu erreichen. — NSF II 34, 114.
17 Ich werde mich nicht müde werden lassen. Ich werde in meine Novelle hineinspringen und wenn es mir das Gesicht zerschneiden sollte. — T 126.
18 Träumend hing die Blume am hohen Stengel. Abenddämmerung umzog sie. — NSF II 514.
19 Nichts dergleichen, nichts dergleichen. — NSF II 16.
II. TEIL
20 Der wahre Weg geht über ein Seil, das nicht in der Höhe gespannt ist, sondern knapp über dem Boden. Es scheint mehr bestimmt stolpern zu machen, als begangen zu werden. — NSF II 30, 113.
III. TEIL
21 Es gibt kein Haben, nur ein Sein, nur ein nach dem letzten Atem, nach Ersticken verlangendes Sein. — NSF II 52, 120.
22 Der Coitus als Bestrafung des Glückes des Beisammenseins. — T 574-75.
23 Meine Gefängniszelle — meine Festung — T 859.
24 Schmutzig bin ich Milena, endlos schmutzig, darum mache ich ein solches Geschrei mit der Reinheit. Niemand singt so rein, als die welche in der tiefsten Hölle sind; was wir für den Gesang der Engel halten, ist ihr Gesang. — Aan Milena Pollak, 26-8-1920, Briefe IV 318.
25 Geschlafen aufgewacht, geschlafen, aufgewacht, elendes Leben. — T 17 (als 11).
26 Der begrenzte Kreis ist rein. — T 581.
27 Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern. — NSF II 118, 320.
28 So fest wie die Hand den Stein hält. Sie hält ihn aber nur um ihn desto weiter zu verwerfen. Aber auch in jene Weite führt der Weg. — NSF II 46, 118.
29 Im Kampf zwischen Dir und der Welt sekundiere der Welt. — NSF II 58, 124.
30 Verstecke sind unzählige, Rettung nur eine, aber Möglichkeiten der Rettung wieder soviele wie Verstecke. — NSF II 47, 118.
31 Staunend sahen wir das große Pferd. Es durchbrach das Dach unserer Stube. Der bewölkte Himmel zog sich schwach entlang des gewaltigen Umrisses und rauschend flog die Mähne im Wind. — NSF II 75.
IV. TEIL
32 Die Tänzerin Eduardowa, eine Liebhaberin der Musik fährt wie überall so auch in der Elektrischen in Begleitung zweier Violinisten, die sie häufig spielen läßt. Denn es besteht kein Verbot, warum in der Elektrischen nicht gespielt werden dürfte, wenn das Spiel gut, den Mitfahrenden angenehm ist und nichts kostet d. h. wenn nachher nicht eingesammelt wird. Es ist allerdings im Anfang ein wenig überraschend und ein Weilchen lang findet jeder, es sei unpassend. Aber bei voller Fahrt, starkem Luftzug und stiller Gasse klingt es hübsch. — T 10-11.
33 Zu spät. Die Süßigkeit der Trauer und der Liebe. Von ihr angelächelt werden im Boot. Das war das Allerschönste. Immer nur das Verlangen zu sterben und das Sich-noch-halten, das allein ist Liebe. — T 588.
34 Ich sehe einem Mädchen in die Augen und es war eine sehr lange Liebesgeschichte mit Donner und Küssen und Blitz. — Aan Oskar Pollak, 10/11-1-1904, Briefe I 35.
35 Noch spielen die Jagdhunde im Hof, aber das Wild entgeht ihnen nicht, so sehr es jetzt schon durch die Wälder jagt. — NSF II 55, 122.
36 Jetzt abend nachdem ich von 6 Uhr früh an gelernt habe, bemerkte ich, wie meine linke Hand die rechte schon ein Weilchen lang aus Mitleid bei den Fingern umfaßt hielt. — T 252.
37 Leoparden brechen in den Tempel ein und saufen die Opferkrüge leer; das wiederholt sich immer wieder; schließlich kann man es vorausberechnen und es wird ein Teil der Ceremonie. — NSF II 46, 117.
38 Ich kann […] nicht eigentlich erzählen, ja fast nicht einmal reden; wenn ich erzähle, habe ich meistens ein Gefühl, wie es kleine Kinder haben könnten, die die ersten Gehversuche machen. — Aan Felice Bauer, 8/16[?]-6-1913, Briefe II 209.
39 Wiederum, wiederum, weit verbannt, weit verbannt. Berge, Wüste, weites Land gilt es zu durchwandern. — NSF II 514.
40 Es blendete uns die Mondnacht. Vögel schrien von Baum zu Baum. In den Feldern sauste es. / Wir krochen durch den Staub, ein Schlangenpaar. — NSF II 92.